pte20081023019 Unternehmen/Wirtschaft, Handel/Dienstleistungen

Finanzkrise greift weltweit auf Devisen über

Dollar-Währungsflucht setzt Euro und Schwellenländer unter Druck


Euro verliert deutlich an Wert (Foto: pixelio.de, SarahC.)
Euro verliert deutlich an Wert (Foto: pixelio.de, SarahC.)

Frankfurt (pte019/23.10.2008/11:37) Nach den Mrd.-Verlusten bei Banken und Börsen hat die Finanzkrise in Devisen weltweit neue Opfer gefunden. Während eine panikartige Flucht in den Dollar und den japanischen Yen eingesetzt hat, geraten der Euro sowie besonders Währungen aus Schwellenländern zunehmend unter Druck. Seit mehreren Tagen verliert die europäische Gemeinschaftswährung gegenüber der US-Währung deutlich an Wert. Wies der Euro im April dieses Jahres noch einen Höchststand von 1,60 Dollar auf, nähert er sich derzeit in Riesenschritten seinem Zweijahrestief von 1,26 Dollar. Zu Redaktionsschluss dieser Meldung (11:05 Uhr) weist der Euro mit minus 1,81 Prozent einen Wert von 1,28 Dollar auf. Angesichts der volkswirtschaftlichen Turbulenzen und der konjunkturellen Situation, in der sich die USA befinden, erscheint die Aufwertung des Dollars gegenüber anderen Währungen überraschend. So zeichnet sich in den Staaten ein düstereres Wirtschaftsszenario ab als etwa in Europa.

"Die hohe Unsicherheit an den Kapitalmärkten hatte anfänglich eine 'Flucht in Qualität' zur Folge, wovon der Dollar stark profitiert hat. Danach erfolgte ein Schwenk hin zu Rezessionsängsten, wovon allerdings ebenso der Dollar profitiert", meint Lutz Karpowitz, Devisenstratege bei der Commerzbank http://www.commerzbank.com , im Gespräch mit pressetext. Für das Dollar-Hoch gebe es verschiedene Gründe. "Der US-Wirtschaft wird die Erholung von einer möglichen Rezession bedeutend schneller zugetraut als etwa dem Euro-Raum. Zudem hat die US-Notenbank Fed die Zinsen früher gesenkt", fährt der Experte fort. Internationale Investoren hätten als Folge die Flucht in die liquideste Währung angetreten. Neben den USA kann besonders Japan als ebenfalls starke Wirtschaftsmacht gegenüber kleineren Währungen punkten.

Aus den aktuellen Währungsbewegungen gehen Schwellenländer als größte Verlierer hervor. Zwar gebe es noch Länder, die relativ gesunde Fundamentaldaten aufweisen. Aufgrund des Leistungsbilanzdefizits zeichne sich bei vielen Emerging Markets jedoch eine bedenkliche Entwicklung ab. "In diesen Zeiten, in denen die Anleger bedeutend vorsichtiger werden, gestaltet sich die Finanzierung des Leistungsbilanzdefizits als äußerst schwierig", erklärt Karpowitz gegenüber pressetext. Viele Staaten hätten daher Schulden in fremden Währungen aufgenommen, weshalb sich ihre Kreditwürdigkeit verschlechtere. Das Leistungsbilanzdefizit und die hohe Verschuldung setzen dadurch wiederum die Währung unter Druck. "Die Länder geraten in einen Teufelskreis", so Karpowitz. Ihre Situation werde sich angesichts der Hilflosigkeit der Notenbanken weiter verschlechtern und die Ausfallwahrscheinlichkeiten würden in vielen Ländern steigen.

(Ende)
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