pte20080426004 Unternehmen/Wirtschaft, Umwelt/Energie

Wettlauf ums Öl: Investoren wegen Finanzkrise knausrig

Erschließung neuer Förderregionen extrem kostensintensiv


Neue Öl-Förderprojekte kosten viel Geld (Foto: imperialenergy.com)
Neue Öl-Förderprojekte kosten viel Geld (Foto: imperialenergy.com)

London/Irving/Hamburg (pte004/26.04.2008/06:30) Wegen förderbedingter Engpässe sind Öl-Förderunternehmen immer häufiger dazu gezwungen, auch Tiefseeregionen anzuzapfen. Gleichzeitig gestaltet sich die Finanzierung derartiger Projekte angesichts des Dollar-Tiefs und der internationalen Finanzkrise aber immer schwieriger. Nachdem der Ölpreis zuletzt einen neuen Rekordstand von 119,90 Dollar für ein Barrel der Sorte West Texas Intermediate erreichte, prognostizieren Analysten noch immer eine steigende Nachfrage durch aufstrebende Schwellenländer wie Indien und China. Somit seien höhere Ölpreise auf längere Sicht unvermeidbar. "Die Öl-Vorkommen haben sich über die Jahrzehnte hinweg aufgrund der hohen Nachfrage massiv verkleinert, sodass Öl-Multis inzwischen zu kostenintensiven Tiefseeborungen übergehen müssen. Das unlängst entdeckte Ölfeld vor der brasilianischen Küste ist nur ein Beispiel von vielen", so HSH-Nordbank-Analyst Andy Sommer im Gespräch mit pressetext.

Laut dem Experten sind Alaska, die Westküste Afrikas und der russische sowie norwegische Polarkreis für die Öl-Förderunternehmen von steigender Bedeutung. "In diesen Regionen vermutet man noch sehr große Vorkommen, wegen der immensen Kosten agieren hier jedoch fast ausschließlich große Joint Ventures", erläutert Sommer weiter. Wie die Financial Times London berichtet, sind vor allem aber Großbanken bei der Vergabe von Krediten in Mio.-Höhe inzwischen mehr als vorsichtig geworden. "Es ist unrealistisch anzunehmen, dass die Bedingungen zur Kreditvergabe, die früher einmal galten, auch heute noch in gleicher Weise verfügbar sind", zitiert das Blatt Peter Levine, Präsident der britischen Öl-Fördergesellschaft Imperial Energy http://www.imperialenergy.com .

Dem Fachmann zufolge haben Banken wegen der Finanzkrise verstärkte Bedenken und seien daher "extrem heikel" bei der Auswahl ihrer Kreditnehmer. Investitionsprojekte für die Erschließung neuer Ölfelder und technischer Nachrüstungen können, wie im Fall Imperial Energy, schnell mit 600 Mio. Dollar zu Buche schlagen. Folglich sind Öl-Fördervorhaben für kleinere Unternehmen fast ausschließlich über "frisches Kapital" zu finanzieren. "Hierbei sollte jedoch nicht vergessen werden, dass es sich bei Imperial Energy im Vergleich zu anderen Schwergewichten in der Branche nur um kleine Unternehmen handelt, die weitaus stärker auf Fremdkapital angewiesen sind. ExxonMobil oder Royal Dutch Shell hingegen haben derzeit so gut wie keinen Finanzierungsbedarf", meint Sommer gegenüber pressetext. Diese Konzerne würden schließlich in einem Markt agieren, der von sehr hohen Preisen gezeichnet ist. Zudem sei das Investitionsrisiko für die Banken wie am Beispiel Imperial Energy weitaus höher, so Sommer weiter.

Öl-Analyst Peter Hitchens vom britischen Investmenthaus Seymour Pierce weist bei der Verwendung der Gelder für Öl-Erschließungsprojekte jedoch darauf hin, dass Aktionärskapital fast ausschließlich für Bohr-Aktivitäten bei der Erschließung neuer Rohstoff-Ressourcen verwendet wird. Frisches Kreditkapital zumeist von Banken nutze man traditioneller Weise eher für die Entwicklung von Vorkommen, die bereits erschlossen wurden. Angesichts der hohen Nachfrage sind Öl-Förderunternehmen mittlerweile dazu gezwungen, fernab der nie zu versiegen geglaubten Öl-Quellen Saudi-Arabiens nach neuen Ressourcen zu suchen. Wie Matthew R. Simmons als Vertreter der "Peak Oil Theory", in seinem Buch "Twilight in the Desert" beschreibt, hat das arabische Königreich inzwischen den sogenannten "Peak Point", das Öl-Fördermaximum, längst erreicht.

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