pte20081126019 Auto/Verkehr, Umwelt/Energie

Vorstoß der Riesen-Lkw in Europa

Umbauten in Milliardenhöhe erforderlich


Beim Abbiegen tut sich der Gigaliner ziemlich schwer (Foto: VCÖ)
Beim Abbiegen tut sich der Gigaliner ziemlich schwer (Foto: VCÖ)

Wien (pte019/26.11.2008/12:07) In der EU macht sich eine Lobby derzeit wieder für Riesen-Lkw - sogenannte Gigaliner - stark. Diese Schwerfahrzeuge, die um 50 Prozent schwerer als die heutigen Transit-Laster und um 33 Prozent länger sind, könnten schon bald europaweit zugelassen werden. Neben dem Umweltproblem sind es vor allem die Kosten, die Verkehrsinfrastruktur an solche Fahrzeuge anzupassen, die die Gegner auf die Barrikaden treibt. Eine heute, Mittwoch, veröffentlichte Studie des VCÖ http://www.vcoe.at zeigt, dass die Gigaliner allein in Österreich Straßenumbauten in Milliarden-Euro-Höhe nötig machen würden.

"Hintergrund für die neuerliche Diskussion sind einerseits Tests solcher Lkws mit einer Gesamttonnage von 60 Tonnen und einer Gesamtlänge von 25 Metern in Dänemark, andererseits die Lobby-Arbeit für die schwedische Ratspräsidentschaft während des zweiten Halbjahres 2009", so VCÖ-Expertin Ulla Rasmussen im pressetext-Interview. Schweden stehe der Zulassung solcher Lastwagen positiv gegenüber. "Mit seiner exponierten geografischen Lage und der dünnen Besiedlung könnte man das argumentieren. In der gesamten EU haben solche Fahrzeuge allerdings nichts verloren", zeigt sich Rasmussen, die auch Vorstandsmitglied des Brüsseler Dachverbandes T & E ist, überzeugt. Es sei wichtig, dass sich Österreichs neue Bundesregierung gemeinsam mit anderen Staaten gegen die Zulassung der Gigaliner stark macht.

Wie teuer die Zulassung der Gigaliner wirklich kommt, zeigt eine Studie aus Deutschland. "Das deutsche Verkehrsministerium beziffert allein die Kosten um die Brücken gigaliner-sicher zu machen mit mindestes acht Mrd. Euro", so die Expertin. Hinzu komme noch der Umbau von Tunnels, Kreuzungen, Kreisverkehren und Parkplätzen. "Das Land Oberösterreich schätzt die Kosten nur für die eigenen Landesstraßen auf 100 Mio. Euro. Nicht miteingerechnet sind dabei die Bundesstraßen und Autobahnen." Für ganz Österreich lägen die Kosten bei mehreren Mrd. Euro. "Das Autobahnnetz weist rund 300 Kilometer Brücken und 300 Kilometer Tunnel auf." Allein im Transitland Tirol gebe es 28 Brücken und 37 Tunnelkilometer, auf den Tiroler Landesstraßen kommen weitere 1.900 Brücken sowie 145 Tunnel dazu.

Die VCÖ-Studie zeigt darüber hinaus, dass Gigaliner auch weitere neue Verkehrsprobleme bringen: Die Gefahr von Unfällen durch die langen Überholwege würde zunehmen. "Wird ein Riesen-Lkw, der 80 km/h fährt, von einem Pkw mit 100 km/h überholt, beträgt der Überholweg 597 Meter", rechnet Rasmussen vor. Auch in Sachen Klimaschutz sei die Einführung solcher Lastwagen kein Zugewinn: "Für Deutschland wurde erhoben, dass durch die Zulassung von Gigaliner rund sieben Mrd. Tonnenkilometer von der Schiene auf die Straße verlagert werden." Ein Lkw verursacht pro Tonnenkilometer 17 Mal so viel CO2 wie die Bahn. "Zudem sind 35 Prozent der Lkw-Fahrten Leerfahrten. Je größer der leere Laster ist, umso höher die Umweltbelastung. Eine Zulassung der Gigaliner durch die EU würde im krassen Widerspruch zu den EU-Klimaschutzzielen stehen." Die EU sollte stattdessen im Rahmen ihres Konjunkturpakets verstärkt in den Ausbau der Schiene investieren, so Rasmussen abschließend gegenüber pressetext.

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