pte20080923026 Technologie/Digitalisierung, Politik/Recht

IBM kritisiert Standardisierungs-Organisationen

Unternehmen präsentiert neue Richtlinien für eigenes Engagement


IBM: Neue Richtlinien für Engagegement um offene Standards (Foto: IBM)
IBM: Neue Richtlinien für Engagegement um offene Standards (Foto: IBM)

Armonk (pte026/23.09.2008/12:20) IBM hat heute, Dienstag, bekannt gegeben, dass ab sofort neue Unternehmensrichtlinien für das eigene Engagement beim Schaffen offener Technologie-Standards umgesetzt werden. Mit der Ankündigung, eine weitere Teilnahme an entsprechenden Gruppierungen zukünftig von der Qualität und Offenheit ihrer Prozesse und Regeln abhängig zu machen, stellt das Unternehmen den Standardisierungs-Organisationen ein mögliches Ende der Zusammenarbeit in Aussicht. Angesprochen fühlen sollte sich davon speziell die ISO. Im Ringen um die umstrittene Anerkennung von Office Open XML (OOXML) als ISO-Standard ist IBM als ein entschiedener Gegner des Microsoft-Formats aufgetreten. Die neuen Richtlinien des Unternehmens spiegeln Kritikpunkte am Standardisierungs-Prozess zu OOXML wider.

IBM betont, sich weiterhin für die Entwicklung und Adaption offener Standards in der IT stark zu machen. Auch eine Zusammenarbeit mit Open-Source-Communitys wird zum Grundsatz erklärt, während einige Formulierungen speziell die weitere Zusammenarbeit mit der ISO in Frage stellen. Die Regeln von Standardisierungs-Gremien müssen sicherstellen, dass "Technologie-Entscheidungen, Abstimmungen und Schlichtungen fair von unabhängigen Teilnehmern durchgeführt werden, geschützt vor ungebührender Einflussnahme", so ein Grundsatz der IBM-Richtlinien. Eine solch ungebührender Einflussnahme auf nationale Gremien durch Microsoft war ein Vorwurf, der Ende März dieses Jahres von OOXML-Gegner vorgebracht wurde, nachdem die Abstimmung über eine ISO-Standardisierung zugunsten von OOXML ausgefallen war. Dass IBM die Teilnahme an Gremien von der Abhängigkeit der Qualität ihrer Verfahren abhängig machen möchte, erinnert wiederum an die im August abgewiesenen Einsprüche gegen die ISO-Standardisierung von vier Nationen (pressetext berichtete: http://pte.at/pte.mc?pte=080818021). Diese hatten insbesondere eine unzureichende Behandlung technischer Einwände kritisiert.

IBM plant nun, entsprechend seiner Grundsätze "die Mitgliedschaft in Standardisierungs-Organisationen zu prüfen und diesbezüglich nötige Schritte zu ergreifen". Ein wichtiger Faktor dabei werden die Qualität und Offenheit der Prozesse, die Regeln für Mitglieder sowie die Richtlinien im Bezug auf geistiges Eigentum sein, die eine Organisation bietet. Obwohl dies angesichts des OOXML-Streits nach einer indirekten Drohung mit einem ISO-Ausstieg wirkt, besteht offenbar noch Hoffnung auf eine Einigung. Denn auch eine "Arbeit zur Prozess-Reformierung in Standardisierungs-Organisationen" wird in Aussicht gestellt. Erklärtes Ziel dabei ist, dass ein Durchsetzen von Standards mithilfe von Stellvertretern zu verhindern.

Inspiriert wurden die IBM-Richtlinien dem Unternehmen zufolge durch die Ergebnisse einer Online-Diskussion von 70 Experten weltweit, die im Sommer dieses Jahres stattgefunden hat. Details dazu wurden unter http://www.research.ibm.com//files/standards_wikis.shtml veröffentlicht.

(Ende)
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