pte20080529003 Umwelt/Energie, Forschung/Entwicklung

Frosch bricht eigene Knochen zur Verteidigung

US-Biologen erforschen bizarre Amphibien in Zentralafrika


Die Klaue bricht förmlich aus dem Knochen (Foto. Blackburn)
Die Klaue bricht förmlich aus dem Knochen (Foto. Blackburn)

Washington DC (pte003/29.05.2008/06:05) Eine bisher unbekannte Variante der Verteidigung von Fröschen glauben Forscher der amerikanischen Harvard-University beim afrikanischen Haarfrosch entdeckt zu haben. Der Frosch Trichobatrachus robustus scheint im Angriffsfall seine eigenen Knochen im Bereich der Zehenendglieder zu brechen, um sie dann als Klauen ausfahren zu können. Diese können Angreifern empfindliche Kratzwunden beibringen, berichtet das Wissenschaftsmagazin New Scientist in seiner Online-Ausgabe.

Dem Forscherteam um David Blackburn vom Department of Organismic and Evolutionary Biology http://www.oeb.harvard.edu ist bekannt gewesen, dass der Spanische Rippenmolch Pleurodeles waltl Rippenknochen an die Körperoberfläche dringen lassen kann, um so mit den Knochenspitzen Feinde abzuwehren. "Dieses Phänomen haben wir auch bei elf Froscharten der Gattung Astylosternus, die in Kamerun leben, festgestellt", berichtet Blackburn, der derzeit am "Project Frog " http://www.projectexploration.org/projectfrog/team.htm arbeitet. Bei Untersuchungen konnten die Amphibien-Forscher auch Froschlurche entdecken, die an ihren Armen scharfe Dornen aus Horn tragen. "Doch T. robustus stellt alles in den Schatten", wie Blackburn meint. Die scharfen Krallen des Frosches sind im "normalen Zustand" in den Endgliedern der Fussknochen fest verankert.

Das andere Ende der Klaue ist mit einem Muskel verbunden, der, so nehmen die Forscher an, kontrahiert wird, wenn das Tier attackiert wird. Die Muskelkontraktion lässt die Klaue dann ausfahren, indem das scharfe Ende vom Knochen abbricht und sich durch die Fußhaut nach außen bohrt. "Das Endresultat sieht dann aus wie eine Pfote einer Katze", erklärt Blackburn. Das Abbrechen und Durch-die-Haut-Bohren der Klaue sei allerdings völlig anders als bei Katzen und bisher unter Wirbeltieren nicht bekannt gewesen. Die Klaue der Frösche besteht im Gegensatz zu Krallen von Tieren nicht aus Horn (Keratin), sondern aus reinem Knochen.

Da Blackburn und sein Team nur totes Museumsmaterial untersuchen konnten, ist nicht bekannt wie und unter welchen Voraussetzungen der Vorgang des "Krallenzeigens" in der Natur abläuft und was geschieht, wenn sich die Klauen wieder zurückziehen - oder ob sie sich überhaupt wieder zurückziehen können. Ein Muskel, der die Knochenspitzen wieder einziehen könnte, fehlt. "Möglicherweise zieht sich der Knochen aber auch automatisch wieder unter die Hautoberfläche zurück, wenn sich der Muskel entspannt", so der Forscher. "Es würde mich aber auch nicht wundern, wenn Teile der Wunde heilen und das Gewebe sich regeneriert."

"Männliche Haarfrösche haben an der Körperseite haarähnliche Fransen", erklärt der Herpetologe Heinz Grillitsch vom Naturhistorischen Museum in Wien im pressetext-Interview. Ganz sei die Bedeutung dieser nicht geklärt, die Wissenschaftler nehmen jedoch an, dass es sich um zusätzliche Atmungsorgane handelt, da die Tiere während des Fortpflanzungsgeschehens große Mengen an Energie verbrauchen. Die knapp elf Zentimeter großen Frösche werden von den Kamerunern auch gerne gegessen. Um sie zu fangen, werden lange Macheten und Speere verwendet.

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