pte20080516003 Technologie/Digitalisierung, Politik/Recht

OECD mahnt zu Umstieg auf IPv6

Aktueller Adressraum für das Internet zu knapp 85 Prozent erschöpft


Der IANA-IPv4-Pool geht zu Ende (rote Linie) (Foto: Geoff Huston)
Der IANA-IPv4-Pool geht zu Ende (rote Linie) (Foto: Geoff Huston)

Paris/Wien (pte003/16.05.2008/06:10) Die OECD http://www.oecd.org hat gestern, Donnerstag, einen Report veröffentlicht, der dringend eine Zusammenarbeit von Regierungen und Wirtschaft zur Sicherung der Zukunft der Internet-Wirtschaft einmahnt. Hintergrund ist, dass der aktuell genutzt IPv4-Adressraum (Internet Protocol version 4) für die Kommmunikation der Computer im Internet bereits zu beinahe 85 Prozent erschöpft ist und nach aktuellen Schätzungen bereits 2011 aufgebraucht sein könnte. Die Lösung, so der OECD-Report, ist der Umstieg auf den IPv4-Nachfolger IPv6, der den verfügbaren Adressraum dramatisch erweitert.

Expertenschätzungen zufolge könnte der IPv4-Adresspool der Internet Assigned Numbers Authority (IANA) bereits 2010 versiegen, warnt der OECD-Report und verweist auf eine Studie von Geoff Huston vom Februar dieses Jahres. Die Vorräte der regionalen Registries könnten demnach bereits 2011 zuneige gehen - womit das Worst-Case-Szenario ein noch früheres Ende des IPv4-Vorrates prophezeit als frühere Einschätzungen. "Die Anzahl der Service-Anbieter steigt dramatisch und Regionen, die bisher wenig Adressen genutzt haben, haben einen steigenden Bedarf", zeigt sich nic.at-Geschäftsführer Robert Schischka gegenüber pressetext nicht überrascht. Die Lösung, so die OECD, sei der Umstieg auf IPv6. Das würde einen praktisch unbegrenzten Adressraum bereitstellen und so der Verbreitung von Breitbandanschlüssen, Internet-fähigen Mobiltelefonen und Sensornetzwerken und neuen Internet-Services dienen.

Regierungen und Wirtschaft müssten daher das Bewusstsein steigern, dass es Zeit ist, den Wechsel auf IPv6 vorzubereiten, so die OECD. Provider und IT-Profis müsse erklärt werden, dass der Umstieg nicht eine finanzielle Last, sondern eine wirtschaftliche und soziale Chance sei. Die Investitionsbereitschaft der Provider in IPv6 sei gering, da es noch wenig Kundennachfrage gebe. Regierungen als große Nutzer könnten die Nachfrage nach IPv6 stimulieren, sowohl durch eigene Policies als auch im Rahmen von Public-Private-Partnerships. "Fördermaßnahmen für IPv6 wären sicher zu begrüßen", meint dazu Schischka. Die Schaffung von IPv6-begünstigenden Rahmenbedingung sei dabei vermutlich ein sinnvollerer Ansatz als direkte staatliche Eingriffe.

Der Übergang von IPv4 zu IPv6 wird auch Herausforderungen mit sich bringen. Nicht zuletzt liegt das daran, dass die beiden Protokolle nicht interoperabel sind. Da Anbieter von Internet-Services in der Regel daran interessiert sind, möglichst umfassend erreichbar zu sein, werden IPv6-Vorreiter-Netzwerke meist als Dual-Stack-Systeme umgesetzt - sie verstehen beide Protokolle und sind auch via IPv4 erreichbar. Derartige Systeme könnten über lange Zeit die Regel bleiben. "Ein reines IPv6-Netz ist in absehbarer Zeit nicht realistisch", betont jedenfalls Schischka gegenüber pressetext.

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