pte20070514027 Medizin/Wellness, Forschung/Entwicklung

Atomversuche: Veteranen leiden an genetischen Störungen

Folgen der britischen Wasserstoffbombentests nach 50 Jahren aufgeklärt


Wellington (pte027/14.05.2007/13:55) Wissenschaftler der Massey University haben an neuseeländischen Veteranen schwere gesundheitliche Schäden nach den britischen Wasserstoffbombentests von vor 50 Jahren festgestellt. Die ehemaligen Soldaten, die 1957 nahe dem Testgelände mit dem Schiff unterwegs waren, leiden an so genannten Translokationen, berichtet der New Zealand Herald http://www.nzherald.co.nz . Die Studienergebnisse sind heute, Montag, veröffentlicht worden.

Während der nuklearen Testversuche auf der Christmas Island und auf Malden hatten die Seeleute der beiden Schiffe "Pukaki" und "Rotoiti" verschiedene Untersuchungen durchgeführt. Die Zellstörungen wurden sowohl bei den Veteranen als auch bei deren Kindern festgestellt. Die Behörden hatten Jahrzehnte lang verhindert, diese Tests an ehemaligen Veteranen durchführen zu lassen. "Wir haben seit den 1980er Jahren dafür gekämpft, die Seeleute, die damals in den Gewässern rund um das Testgebiet unterwegs waren, Gesundheitsuntersuchungen unterziehen zu können", meint Roy Sefton von der New Zealand Nuclear Test Veterans Association.

Das Forscherteam um Al Rowland hatte 50 Seeleute und 50 Kontrollpersonen auf genetische Veränderungen hin untersucht. Bei den Seeleuten konnten die Mediziner erschreckend hohe Raten an genetischen Erkrankungen - so genannte Translokationen - feststellen. Als Translokation bezeichnet man eine Ortsveränderung von Chromosomen oder Chromosomenabschnitten. Es ist bekannt, dass balancierte Translokationen auch zu krankmachenden Störungen führen können, indem Proto-Onkogene, die als normale Gene in ihrer angestammten Umgebung häufig für die Kontrolle der Zell-Proliferation verantwortlich sind, durch Translokationsereignisse - also einer Verbindung mit anderen Genen - in Onkogene umgewandelt werden können. Sie sind die Ursache für die Entstehung von vielen Tumoren und Krebsarten, weil sie in anderer Umgebung eine ganz andere Wirkung erzielen.

Viele der Seeleute, aber auch deren Kinder waren chronisch krank. Sefton gab an, dass zudem viele der damals beteiligten Seeleute sehr jung verstorben seien. Anhand der Aufzeichnungen konnten die Forscher auch feststellen, dass die zwei Schiffe in einer Entfernung von 52 und 278 Kilometern von der Teststelle entfernt waren. Die Seeleute, die während der Explosionen an Deck waren, trugen Baumwoll-Overalls, Masken und Handschuhe. Jene, die bei den Reinigungsteams waren, trugen dickere Schutzjacken und waren auch mit Geigerzählern ausgerüstet.

Sefton glaubt aber, dass die wirklichen gesundheitlichen Belastungen erst nach den Tests begonnen haben: Als die Besatzung mit Baumwollshorts und Sandalen bekleidet, Wetterbeobachtungen durchgeführt hatte, war sie Niederschlägen ausgesetzt. Sie nutzen das Regenwasser an Bord der Schiffe sogar als Trinkwasser. "Dabei waren sie dem tödlichen Fallout wohl am ärgsten ausgesetzt", meint Sefton.

Dass Regierungen sich weigern, den Gesundheitszustand der Bevölkerung oder Beteiligter nach Atomtests zu erheben, wurde auch am Beispiel Frankreichs deutlich: Das französische Forschungsinstitut INSERM http://www.inserm.fr hat 30 Jahre nach den Atomversuchen im Pazifischen Ozean erstmals festgestellt, dass die gestiegene Zahl der Schilddrüsenkrebserkrankungen in Französisch Polynesien mit den Atomtests in Verbindung stehen ( pressetext berichtete http://www.pte.at/pte.mc?pte=060731016 ). Frankreich hatte auf den beiden Atollen Mururoa und Fangataufa - die rund 1.200 Kilometer südöstlich von Tahiti liegen - zwischen 1966 und 1974 mehr als 40 atmosphärische Tests durchgeführt. Zwischen 1975 und 1991 wurden weitere 140 Untergrundtests, danach bis Mai 1996 acht weitere Tests abgehalten. Immer wieder gab es Protestaktionen internationaler NGOs, die diese Tests verhindern wollten.

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