pte20061113021 Technologie/Digitalisierung, Unternehmen/Wirtschaft

Linux-Pakt: Scharfe Kritik an Novell

Samba-Entwickler: "Patentvereinbarung spaltet Freie-Software-Welt"


.
.

Redmond/Waltham (pte021/13.11.2006/13:40) Der Linux-Spezialist Novell http://www.novell.com muss für seine Kooperation mit Microsoft http://www.microsoft.com scharfe Kritik von Seiten der Freie-Software-Gemeinde hinnehmen. In einem offenen Brief meldet sich nun das Samba-Team http://www.samba.org zu Wort und fordert Novell zum Umdenken auf. "Das Samba-Team lehnt die Aktionen von Novell vom 2. November entschieden ab. Die Patentvereinbarung, die Novell und Microsoft geschlossen haben, spaltet die Freie-Software-Welt", ist im Brief der Samba-Entwickler zu lesen.

In die selbe Kerbe schläge Joachim Jakobs, Sprecher der Free Software Foundation Europe http://www.fsfeurope.org , auf Anfrage von pressetext: "Novell ignoriert offensichtlich, daß sie bislang in der Freien Softwarewelt verwurzelt waren. Wer seine geistigen Wurzeln einfach so ausreißt, droht in die Beliebigkeit zu stürzen. Vertrauen, Nachhaltigkeit, Langlebigkeit, Ethik - das sind Werte Freier Softwareentwickler. Wer sie verrät, dem fehlt womöglich morgen das wichtigste Kapital in der Softwareentwicklung - der qualifizierte Entwickler. Ich halte es für fraglich, ob Novell hier langfristig profitieren kann."

Das Abkommen zwischen den beiden Unternehmen besagt bezüglich der Patente, dass Novell keine Microsoft-Kunden und Microsoft keine Novell-Kunden verklagen wird. Ferner soll Microsoft 108 Mio. Dollar für die Nutzung nicht näher genannter Lizenzen an Novell zahlen. Novell wird seinerseits in den kommenden fünf Jahren mindestens 40 Mio. Dollar, abhängig von der Anzahl der abgesetzten Enterprise-Linux-Abonnements, an Microsoft zahlen. Die Redmonder stocken dafür ihr Verkaufspersonal auf. Wie hoch die Zahlungen tatsächlich werden, hänge vom Verkaufserfolg ab, so Novell.

Den Beteuerungen Novells, wonach die Vereinbarung keine Auswirkungen auf die Freiheit, die Novell und jeder andere in der Open-Source-Gemeinde im Rahmen der GPL habe, und auch keinerlei Auflagen besitze, die den Abmachungen der GPL widersprechen würden, (pressetext berichtete: http://www.pte.at/pte.mc?pte=061108031 ) dürften kaum angenommen werden. "Die Patentvereinbarung behandelt die Benutzer und Entwickler Freier Software aufgrund ihres kommerziellen oder nicht kommerziellen Status unterschiedlich. Des weiteren unterscheidet sie, ob die Freie Software über Novell oder einen anderen Anbieter bezogen wird. Die Ziele der Freien Software und der GPL lassen solche Unterscheidungen nicht zu", so Samba.

Darüber hinaus mache die GPL klar, dass alle Distributoren von Freier Software gemeinsam gegen den Einfluss von Softwarepatenten auf Freie Software vorgehen sollen. Mit der Vereinbarung drohe Novell diese gemeinsame Verteidigung zu zerstören, indem sie einen kurzfristigen Vorteil gegenüber ihren Wettbewerbern erreicht und so die langfristigen Interessen der Freien Software preisgibt. Novell lege zudem eine bemerkenswerte Geringschätzung gegenüber ihrem Verhältnis zur Welt der Freien Software offen. "Letztendlich sind wir ihre Lieferanten. Novell sollte wissen, dass das Unternehmen nicht im Namen Anderer eigennützige Verträge abschließen kann, die im Widerspruch zu den Zielen und Idealen der Freien Software stehen", ist im Samba-Brief zu lesen.

(Ende)
Aussender: pressetext.deutschland
Ansprechpartner: Andreas List
Tel.: ++43-1-81140-313
E-Mail: list@pressetext.com
|