pte20061102035 Bildung/Karriere, Umwelt/Energie

Windenergiebranche beklagt Fachkräftemangel

Ausbildung zu wenig an spezifische Anforderungen angepasst


(Foto: repower.de)
(Foto: repower.de)

Bonn (pte035/02.11.2006/17:00) Die mangelnde fachspezifische Ausbildung und der nicht gedeckte Bedarf an Fachkräften sind zwei wesentliche Kritikpunkte der aktuellen Studie des Wissenschaftsladens Bonn http://www.wilabonn.de zu den Berufsbildern und der Ausbildungssituation in der Windenergiebranche. Demnach wird die duale Berufsausbildung den Anforderungen der Branche kaum gerecht. Mehr als 90 Prozent der befragten Unternehmen setzen deshalb auf "Training on the job". "Grundsätzlich gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder die Einrichtung eines neuen spezifisch angepassten Ausbildungsweges. Hier herrscht jedoch Zurückhaltung bei den Unternehmen, da die Umstellung bei der Ausbildung zu lange dauern würde. Die andere, realisierbare Möglichkeit wäre die spezifische Ausgestaltung des dritten Lehrjahres", so Theo Bühler, Projektleiter der Studie, im Gespräch mit pressetext. Gezielte Projekte sowie unternehmensübergreifendes Arbeiten könnten zur Umsetzung der Spezifizierung beitragen.

Die Ausbildungsquote der Windenergiebranche liegt mit 6,5 Prozent über dem Durchschnitt der deutschen Wirtschaft (4,8 Prozent). Einen der zentralen Ausbildungsberufe der Branche stellt der Mechatroniker dar, dieses Berufsbild sei jedoch zu weit gefasst, meint Bühler. Trotz fehlendem Fachpersonal wünscht sich der Großteil der Unternehmen keine neuen Ausbildungsberufe, sondern eine stärkere Integration und spezifischere Ausrichtung bereits bestehender Ausbildungen. Bühler argumentiert, dass neben der lange dauernden Etablierung eines neuen Ausbildungsbereiches auch der Arbeitsmarkt in der Windenergiebranche groß genug sein müsse, um die Absolventen später aufzunehmen. Diese sei derzeit noch nicht der Fall. "Ein Argument für einen spezifischen Ausbildungsweg wäre andererseits, dass damit vor allem leistungsstarke Jugendliche angesprochen werden könnten", so Bühler. Die Branche gelte zwar als wachstumsstark, trotzdem habe sie sich noch nicht als attraktives Berufsfeld etabliert.

"Die Unternehmen sprechen selbst von einem Fachkräfteengpass. Mittelfristig wird sich die Situation weiter verschärfen. Denn aufgrund der demographischen Entwicklung kommt es auch zu einem Rückgang der Abschlüsse bei fachspezifischen Ausbildungen ", erklärt Bühler. Wie die Ergebnisse der Studie zeigten, gaben zwar 68 Prozent an den Bedarf an Fachpersonal mit bereits bestehenden Berufen decken zu können. Auffällig sei jedoch, so die Studienautoren, dass Dienstleister und Hersteller weniger mit aktuellem Angebot zufrieden sind als Zulieferer. Demnach gaben 80 Prozent der Zulieferer an, ihren Personalbedarf durch vorhandene Ausbildungsberufe decken zu können, dieser Meinung waren jedoch nur 60 Prozent der Hersteller und Betreiber. Über 80 Prozent der befragten Unternehmen gaben gleichzeitig an, ihren Personalbedarf lieber durch Neueinstellungen als durch verstärkte eigene Ausbildung abzudecken.

"Die fachspezifischen Qualifikationen müssen weiterentwickelt, in größerem Umfang angeboten und in der Personalentwicklung muss mehr Aufwand betrieben werden", fasst Bühler die wesentlichen Forderungen an den Arbeits- und Ausbildungsmarkt zusammen. Man müsse jedoch auch bedenken, dass die Branche zunehmen internationaler werde. Deutsche Unternehmen agieren zu einem Großteil außerhalb des Heimmarktes, dadurch werde auch Personal aus anderen Ländern interessant. Ein Personalmangel am deutschen Markt müsse demnach im internationalen Blickwinkel gesehen werden.

Insgesamt wurden im Rahmen der Studie 43 Unternehmen aus der Windenergiebranche befragt, darunter Windkrafthersteller, -zulieferer und Windanlagenbetreiber.

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