pte20060629005 Umwelt/Energie, Politik/Recht

Walfangkommission: Japans zwielichtige Politik

Kritik an der Rolle der Kleinstaaten - Geld bestimmt das Abstimmungsverhalten


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St. Kitts/Wien (pte005/29.06.2006/07:45) Mit dem Argument, dass die internationalen Walfangkommission IWC http://www.iwcoffice.org eine Konvention zur Regelung des Walfangs sei und das Moratorium von 1986 ursprünglich auf zehn Jahre beschränkt war, verlangte Japan ein Ende des Moratoriums und will zu diesem Zweck eine Konferenz organisieren. Wäre es nach den Plänen Japans gegangen, hätte sich die gesamte zukünftige Ausrichtung der Walfangkommission auf die Vergabe von Walfangquoten zu konzentrieren. Wie Insider nun im pressetext-Interview bestätigen, ist den Japanern bei der diesjährigen Tagung der Walfangkommission allerdings noch nicht wirklich das gelungen, was sie wollten. Walfang bleibt daher verboten und Japan betreibt seinen Walfang immer noch unter der Klausel der "wissenschaftlichen Forschung". Problematisch scheint allerdings die Tatsache, dass zahlreiche Nationen, die unterstützt durch Japan für den kommerziellen Walfang votierten, mit einer "gesunden Umwelt" für Fremdenverkehr werben.

Die Stimmung bei der 58. Jahrestagung der IWC in St. Kitts sei durchaus gespannt, aber ruhig gewesen, erklärte der Wissenschaftler Michael Stachowitsch von der Universität Wien http://www.univie.ac.at/marine-biology/mstachowitsch.htm im pressetext-Interview. Einer der Gründe sei wohl darin gelegen, dass im kommenden Jahr Quoten für Indigene in den USA festgelegt werden sollen, und die USA dafür die Stimmen von Japan und Freunden braucht. "2007 ist der Vorsitzende der Kommission ein US-Amerikaner und der Vize-Vorsitzende ein Japaner", erklärte Stachowitsch.

Dass das Thema Walfang äußerst emotional ist, wurde auch in der Forderung einiger Länder deutlich, die Abstimmungen geheim zu machen, um so Aktionen von NGOs zu entgehen. "Allerdings wurde dies auch heuer wieder abgelehnt", erklärte Andrea Nouak, IWC-Kommissärin von Österreich, im pressetext-Gespräch. Möglich seien diese nur in Sonderfällen. Für Umweltgruppen ist auch keine Jubelstimmung angesagt. "In den Endergebnissen beim Jahrestreffen wurde klar, dass die Zahl der absichtlich getöteten Großwale jährlich steigt. Waren es 1994 "nur" 855, sind es zuletzt mehr als 2.300 Tiere jährlich gewesen", so Nouak. Allein durch Beifang werden zusätzlich jährlich 300.000 Wale und Delfine getötet.

Zu den dringlichsten Aufgaben für die Zukunft gehören nach Ansicht der Experten die Fortsetzung des Engagements im Zusammenhang mit der Erforschung und Bekämpfung der Auswirkungen der Umweltverschmutzungen auf die Meeressäuger. "Da es für die Themen Whale watching, Kleinwale und Delfine, Schutzgebiete, Beifang, Killing Methods und Conservation Committee von großer Bedeutung wäre, dass 2007für die Walschutzstaaten wenigstens die einfache Mehrheit gesichert ist, sollten europäische Staaten von der Notwendigkeit des Beitritts zur IWC überzeugt werden", meinte Stachowitsch, der gemeinsam mit Nouak für Österreich an der 58. IWC-Jahrestagung teilnahm.

Heftige Kritik hatte das Verhalten der Regierung von St. Kitts bei Umweltschutzorganisationen hervorgerufen: Dem Greenpeace-Schiff "Arctic Sunrise", das unter niederländischer Flagge fährt, wurde die offizielle Landung in Basseterre wegen Gefahr für die nationale Sicherheit verboten. Die Aktivisten, die mit Schlauchbooten an Land gingen, wurden von zum Teil schwer bewaffneten Polizisten verhaftet, nachdem sie Pappkartons mit Walschwanzflossen am Strand präsentiert hatten, berichtete die LA-Times http://www.latimes.com. Als Grund für die Verhaftung gab die Polizei an, dass die Einfuhr der Pappkartons Zollbestimmungen verletzt. "Wenn Abfall an den Strand geschwemmt wird, tragen wir ihn zum Müll", meinte Lionel Moore von der St. Kitts Police gegenüber einem Reporter der LA-Times. Offensichtlich will es sich St. Kitts mit dem Geldgeber in Asien nicht verscherzen, denn "es liegt auf den Stränden und Ufern von St. Kitts sehr viel Abfall, der nicht zum Müll getragen wird ", äußerte sich eine Umweltexpertin, die anonym bleiben wollte, gegenüber pressetext.

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