pte20051210005 Politik/Recht, Medien/Kommunikation

Korruption: Politiker als Hauptverdächtige entlarvt

Polizisten, Lehrer und Geistliche genießen besten Ruf


Transparency International legt Korruptionsbarometer vor
Transparency International legt Korruptionsbarometer vor

Berlin (pte005/10.12.2005/06:45) Politiker sollten schon einmal ihre nächste Imagekampagne buchen. Dem aktuellen Korruptionsbarometer von Transparency International http://www.transparency.org zufolge, gelten sie für eine Mehrheit der Bürger ausdrücklich als korrupt. Neben den politischen Parteien, die auf einer Skala mit 3,7 (von fünf) den schlechtesten Wert einnehmen, wird ein annähernd starker Einfluss von Korruption nur noch in den Sektoren Medien (3,3) und Wirtschaft (3,2) vermutet. Überraschend und entgegen der weltweiten Einschätzung schneidet hierzulande die Polizei ab. In der Integritätsstatistik belegt sie vor Lehrern und Geistlichen den ersten Platz.

Etwa die Hälfte der Befragten in West- und Mitteleuropa ist davon überzeugt, dass die Korruption in den vergangenen Jahren zugenommen hat. Eine ähnlich hohe Anzahl geht außerdem von einer weiteren Zunahme in den nächsten drei Jahren aus. Während Österreich in der aktuellen Selbsteinschätzung besser als der europäische Durchschnitt abschneidet, weist Deutschland weitaus pessimistischere Werte auf. Zwei Drittel der 500 Befragten orten eine Zunahme der Korruption in den vergangenen drei Jahren (Österreich: 29 Prozent), beinahe ebenso viele - 57 Prozent - glauben an eine zukünftige Verschlimmerung der Situation (Österreich: 34 Prozent).

"Die Frage bleibt natürlich, ob die Korruption in den betroffenen Ländern tatsächlich schlimmer geworden ist, oder ob nur die Wahrnehmung geschärft wurde", meint Hansjörg Elshorst, Vorsitzender von Transparency Deutschland, im Gespräch mit pressetext. Die auffallende Diskrepanz zwischen den Nachbarländern Österreich und Deutschland erklärt sich Elshorst mit der Tatsache, dass Korruption in Deutschland erst seit relativ kurzer Zeit wahrgenommen werde. Die Spendenaffären in den diversen Parteien seit Anfang des neuen Jahrtausends hätten zudem die Politik zur Hauptverdächtigen in der öffentlichen Meinung gemacht.

Angesichts dessen, dass die Umfrage noch vor den großen Affären von VW, Daimler und Siemens Anfang Juni durchgeführt wurde, glaubt Elshorst, dass in den vorliegenden Ergebnissen "der politische Sektor noch überbewertet ist und die Wirtschaft zu gut weg kommt." Auch müsse berücksichtigt werden, dass ein großes Land wie Deutschland viel mehr im medialen Rampenlicht als die in der Studie vertretenen kleineren Länder stehe. Dies sei auch eine mögliche Erklärung dafür, warum kleinere Länder im Großen und Ganzen mit besseren Werten aufwarten könnten, meinte Elshorst zu pressetext.

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